Warum Dehnungsübungen nicht immer zum Erfolg führen


Muskelhartspann kann plötzlich auftreten wie z.B. bei falschen Bewegungen, Aufheben eines schweren Gegenstands oder schnellem Aufrichten aus einer gebückten Haltung.

Aber auch Fehlbelastungen durch einseitige Bewegungsabläufe, mangelnde Bewegung und sogar psychische Belastungen können zu einer schmerzhaften Verspannung und einer damit einhergehenden Bewegungseinschränkung führen. Hält die Fehlhaltung länger an, verkürzen sich außerdem einige Muskelpartien.

Eine Besserung der Beschwerden erreicht man in der Regel durch Wärmeanwendungen, Lockerung der verspannten Muskulatur und deren anschließende Dehnung.
Doch was passiert, wenn der Dehneffekt gar nicht oder nur kurzzeitig anhält und der Muskel „über Nacht“ wieder in seinen verspannten Zustand zurückfällt? In diesem Fall kann es sich um eine Muskelblockade handeln, einen Teufelskreis aus Schmerzreizen und Eigenreflexen, der durch eine Fehlinformation von Muskel- und Faszienrezeptoren an Rückenmark und Gehirn aufrecht erhalten wird.

Schmerzpunkte werden lokalisiert

Um eine solche Blockierung des Muskels festzustellen, lokalisiert man sogenannte Tenderpunkte oder Triggerpunkte.
Ein Tenderpunkt ist eine Verhärtung (Myogelose) im Bindegewebe, die lokal schmerzempfindlich auf Druck reagiert.

Ein Triggerunkt ist ein Tenderpunkt, der bei Druck auch einen Schmerz in einer entfernteren Stelle des Körpers auslöst. Durch Untersuchungen wurden solche Ausstrahlungspunkte und die dazugehörigen Triggerpunkte lokalisiert und katalogisiert, so dass man den Punkt schnell finden und die Ursache des Schmerzes differenzieren kann.

Tender- und Triggerpunkte finden sich sehr häufig an Muskel- und Sehnenansätzen bzw. im Muskelbauch und entstehen durch eine starke Überdehnung oder Beanspruchung  in Bezug auf Muskeln, Sehnen, Bänder oder Faszien. Wenn diese Überanspruchung vorliegt, reagieren auch die Muskelrezeptoren reflexartig, in dem sie den Bereich blockieren. Dadurch wird die Dehnbarkeit des Mukskels eingeschränkt. Außerdem senden die Rezeptoren ununterbrochen Schmerzreize ins Rückenmark . Durch das ständige Senden von Schmerzreizen und dem Eigenreflex entsteht ein Teufelskreis, den der Körper nicht mehr alleine korrigieren kann. Alle Versuche den blockierten Muskel zu dehnen haben nur mäßigen Erfolg.

Die sanfte Lösung

Lösen kann man eine solche Blockierung nur durch die absolute Entspannung des betreffenden Muskels. Indem man den Muskel, in dem man einen Tender-  oder Triggerpunkt lokalisiert hat, in eine schmerzfreie Position bringt, entspannen sich die Rezeptoren in Muskel und Faszie. Der Teufelskreis aus Schmerzreizen und Eigenreflex wird unterbrochen und der Schmerz kann sich auflösen. Durch diese „Neuprogrammierung“ des Muskels ergibt sich  eine verbesserte Durchblutung und eine bessere Beweglichkeit. Nachdem die Blockade gelöst ist, lässt sich der Muskel auch nachhaltiger dehnen.
Diese Muskelentspannungstechnik wird von vielen Menschen als sehr angenehm empfunden zumal sie schon während der Behandlung eine Verbesserung spüren können. Bei der Kontrolle  nach der Behandlung sind die Trigger- und Tenderpunkte oft weniger bis gar nicht mehr schmerzempfindlich. Eine Patientin, die schon mehrere Monate erfolglos an einem Golfarm laborierte war so innerhalb weniger Minuten beschwerdefrei.
Auch wenn ich solch einen Erfolg Niemandem im Vorfeld versprechen kann, kommt es bei einem großen Teil meiner Patienten schon zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Beschwerden.

Muskelentspannungstechniken können sehr gut ins Faszien-Taping, die Massage oder andere Behandlungen integriert werden.

Krafttraining bringt mehr

Positiv bemerkbar macht sich die Muskelentspannung auch beim Training. Da die Übungen in einer lockeren, entspannten Körperhaltung und dadurch auch akkurater durchgeführt werden,  ist der Trainingseffekt entsprechend höher.
Grundsätzlich ist Krafttraining wesentlich effektiver für die Behandlung und Vorbeugung von Rückenschmerzen als Dehnungsübungen. Muskeltraining steigert ebenfalls die Beweglichkeit ohne jedoch die Muskulatur zu stark zu beanspruchen.